[22.11.2018] Genug ist genug! Dieser lautstarke Tenor der Bevölkerung im Zusammenhang mit weiteren skitouristischen Erschließungsprojekten in Tirol kann nicht länger überhört werden. Es sind nicht nur einzelne politische Vertreter oder betroffene Umweltorganisationen, die ihre Bedenken gegen den Entwurf des Seilbahnprogramms TSSP äußern, der Widerstand kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Konkret offenbart sich das an folgenden Tatsachen:
89% der Befragten in einer Umfrage der Tiroler Tageszeitung geben an, dass es in Tirol schon genügend Seilbahnen und Pisten gibt und nicht in den weiteren Ausbau, sondern in die Qualität investiert werden soll. Ein Teil davon fordert sogar verbindliche Ausbaugrenzen in Skigebieten.
Rund 8.000 Personen haben binnen weniger Wochen die Petition zum Schutz der Feldringer Böden unterzeichnet. Die geplante Schigebietsverbindung zwischen Hochoetz und Kühtai würde dieses Naturjuwel und beliebte Naherholungsgebiet zerstören. Eine breit aufgestellte Bürgerinitiative setzt sich mit großem Engagement für den Schutz dieser Landschaft ein.
Über 400 Personen sorgten für einen übervollen Gemeindesaal in Mötz, wo am 16. November 2018 eine Podiumsdiskussion zur Verbindung Hochoetz-Kühtai sowie allgemein zum Entwurf des TSSP stattgefunden hat. Aus dem Publikum gab es zahlreiche Wortmeldungen – allesamt ablehnend gegenüber dem geplanten Projekt und kritisch zum Verordnungsentwurf. Auch Hansjörg Auer, Ötztaler Weltklassealpinist, meldete sich in Richtung der Projektwerber zu Wort: "Nicht die Gäste wollen diese Verbindung, ihr wollt sie!" Markus Welzl, Podiumsteilnehmer vom ÖAV, brachte es auf den Punkt: "Die Natur braucht uns nicht, wir brauchen aber die Natur umso mehr. Für kurzfristiges Profitstreben dürfen nicht die letzten Naturräume geopfert werden".
300 Stellungnahmen zum Entwurf des Seilbahn- und Skigebietsprogramms (TSSP) sind bei der Tiroler Landesregierung eingegangen. Der Entwurf wurde dabei nicht nur vom Verfassungsdient, der Abteilung Umweltschutz des Landes und den alpinen Vereinen (vom Alpenverein, über die Naturfreunde bis hin zum WWF) kritisiert, sondern auch von sehr vielen Privatpersonen, die sich die Mühe gemacht haben, sich mit dem Entwurf auseinanderzusetzen und ihre Bedenken der Landesregierung mitzuteilen. Gab es zu einem Verordnungsentwurf schon jemals eine derartige Anzahl an Rückmeldungen aus der Bevölkerung?
Die Landesregierung hat bis jetzt alles hinter verschlossenen Türen verhandelt. Der Wunsch nach einer öffentlichen Debatte unter Einbeziehung der Bevölkerung wird aber auch im Landhaus immer lauter. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Wer nicht mit Ohrklappen herumrennt, könnte allerdings schon jetzt hören, was die Bevölkerung sagen möchte: Genug ist genug!