Direkte Demokratie im Einsatz für die Umwelt: WWF, Umweltdachverband und der frühere EU-Kommissar Franz Fischler fordern gemeinsam die Sicherung der EU-Wasserrahmenrichtlinie
[Wien, am 11. Oktober 2018] Unser Wasser ist in Gefahr. Europas Flüsse, Seen und Grundwasser leiden unter einer immer stärkeren Verbauung und Ausbeutung, jetzt sollen auch noch wichtige Umweltstandards abgebaut werden. Daher rufen 100 Natur- und Umweltschutzorganisationen sowie zivilgesellschaftliche Vereine in ganz Europa zu einer gemeinsamen Aktion auf, um unsere Gewässer zu schützen. Die am 11.10.2018 startende Initiative "Rette unser Wasser" wird federführend von WWF Österreich und dem Umweltdachverband (inkl. Alpenverein) unterstützt.
"Immer mehr EU-Länder und Wirtschafts-Lobbys wollen die Wasserrahmenrichtlinie in ihrem Sinne aufweichen. Dagegen braucht es ein starkes Zeichen, um Mensch und Natur zu schützen", sagt Hanna Simons, Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung des WWF Österreich. Über ein neues Online-Tool können sich die Österreicherinnen und Österreicher direkt an die EU-Kommission wenden, um sich für hohe Schutzstandards einzusetzen.
Ziel der Initiative "Rette unser Wasser" ist die Beibehaltung des Wasserschutzes durch die Wasserrahmenrichtlinie und daher eine möglichst große Beteiligung an der öffentlichen Konsultation der Europäischen Kommission. Noch bis 4. März 2019 haben sämtliche Bürgerinnen und Bürger Europas die einmalige Chance, von ihrem Mitspracherecht Gebrauch zu machen.
"EU-Richtlinien sind ein gemeinsamer Nenner für eine heterogene
Staatengemeinschaft. Und welche Gemeinsamkeit könnte größer sein, als
unser aller Abhängigkeit von Wasser. Die Verfügbarkeit von qualitativ
hochwertigen Gewässern und Grundwasser ist Grundbedingung für das
Überleben der Landwirtschaft und trägt zur Sicherung der
Trinkwasserreserven bei. Dieser langfristige Schutz darf keinesfalls
aufs Spiel gesetzt werden", erklärt Franz Fischler, Präsident
Europäisches Forum Alpbach. "Oft wirkt Europa weit weg von den Menschen.
Hier hat die Bevölkerung den direkten Draht zur EU-Kommission und kann
sich für den Erhalt der Wasserrahmenrichtlinie einsetzen", appelliert
der frühere EU-Kommissar.
Anlass für die Aktion: Mehrere
EU-Mitgliedsländer nutzen den laufenden Fitness-Check der EU-Kommission,
um die seit dem Jahr 2000 gültigen Schutzstandards und Ziele im
Gewässerschutz abzuschwächen. Damit wollen sie sich, vor der
Verpflichtung drücken, sämtliche Gewässer bis spätestens 2027 in einen
guten Zustand zu bringen und vor Verschlechterungen zu schützen. Auch
Österreich zählt zu den säumigen Ländern und lässt ein klares Bekenntnis
zur Richtlinie vermissen: Der ökologische Gewässerschutz ist statt der
geplanten 150 Millionen Euro mit null Euro dotiert.
Mehr als 5.200 Wasserkraftwerke unterbrechen hierzulande die Gewässer und verwandeln lebendige Flüsse in ökologisch tote Stauseen. "Wer unser Wasser nicht ausreichend schützt, gefährdet nicht nur den Lebensraum unzähliger Tier- und Pflanzenarten, sondern langfristig auch das Grundwasser und damit die Trinkwasserqualität für den Menschen", warnt Hanna Simons vom WWF. Es drohen noch stärkere Übernutzung der Grundwasserreserven, stärkere chemische Belastungen, etwa bei Pestiziden, und jahrzehntelange Verzögerungen bei nötigen Sanierungsmaßnahmen.
Wie groß der Schutzbedarf ist, zeigt ein alarmierender Bericht der EU-Umweltagentur. Demnach sind 60 Prozent der Gewässer in Europa in keinem guten Zustand und damit sanierungsbedürftig. Auch in Österreich gelten nur 15 Prozent aller Flüsse als ökologisch intakt. Nur 40 Prozent sind im ausreichend gutem Zustand.
Auch der Umweltdachverband (inkl. Alpenverein) warnt vor
einer Aufweichung des wichtigsten Instrumentes zum Schutz der Gewässer: "Wasser heißt Leben. Und das muss auch in Zukunft so bleiben – denn Plan
B gibt es keinen und kann es keinen geben! Österreich kann sich
angesichts des besorgniserregenden ökologischen Zustands unserer Bäche
und Flüsse eine Aufweichung der Wasser-Schutzstandards definitiv nicht
leisten. Es geht um die letzten intakten Fließgewässer, die durch immer
weitere Flusskraftwerke und Verbauungen gefährdet sind – ein Einhalten
ist nicht in Sicht.
Im Schnitt ist bereits jeder österreichische
Flusskilometer durch ein Querbauwerk, eine Regulierung oder eine
Restwasserstrecke unterbrochen – insgesamt gibt es 33.000 solcher
Barrieren in ganz Österreich. Nicht einmal Schutzgebiete sind tabu –
drei Viertel aller Kraftwerksplanungen und -bauten finden in sensiblen
Gebieten, sogar in Nationalparks und Europaschutzgebieten, statt. Wir
rufen daher alle Bürgerinnen und Bürger mit Nachdruck und in geeinter
Allianz auf, die Aktion 'Rette unser Wasser' mit einer Unterschrift zu
unterstützen und so die dringend nötige Umsetzung der
EU-Wasserrahmenrichtlinie voranzutreiben", so Franz Maier, Präsident des
Umweltdachverbandes.
Ziel der Initiative "Rette unser Wasser"
ist die Beibehaltung des Wasserschutzes durch die Wasserrahmenrichtlinie
und daher eine möglichst große Beteiligung an der öffentlichen
Konsultation der Europäischen Kommission. Ab sofort bis 4. März 2019
haben sämtliche Bürgerinnen und Bürger Europas die einmalige Chance, von
ihrem Mitspracherecht Gebrauch zu machen. Die Organisationen
erleichtern die demokratische Teilhabe: Auf den jeweiligen
Vereins-Websites ist ab sofort eine direkte Beteiligung mit nur wenigen
Klicks möglich.
Die Aktion zum
europaweiten Wasserschutz wird getragen von 100 zivilgesellschaftlichen
Organisationen und Vereinen in ganz Europa. Die hohe Anzahl zeigt, dass
nicht nur Umweltverbände, sondern auch Wirtschaft und Landwirtschaft auf
intakte Gewässer angewiesen sind. So zeigen sich etwa Österreichs
Fischerinnen und Fischer besorgt über den dramatischen Artenschwund in
den heimischen Flüssen. Zudem unterstützen rund ein Dutzend europäischer
Brauereien die Kampagne und halten in einem gemeinsamen Appell fest:
Ohne sauberes Wasser gibt es auch kein gutes Bier.
Hierzulande
engagieren sich besonders viele Vereine für mehr Wasserschutz: Von den
100 teilnehmenden Organisationen sind alleine zehn aus Österreich. "Rette unser Wasser" wird unterstützt von WWF Österreich, dem
Umweltdachverband und vielen weiteren Organisationen – darunter Ökobüro,
BirdLife Österreich, Naturfreunde Österreich, Naturschutzbund
Österreich, Österreichischer Alpenverein, Österreichischer
Fischerei-Verband, Verband der Österreichischen
Arbeiter-Fischerei-Vereine und RiverWatch.
Die Initiative "Rette unser Wasser" ist Teil der europäischen Online-Kampagne #ProtectWater, angeführt von Living Rivers Europe – einer Koalition bestehend aus WWF, European Environmental Bureau, European Anglers Alliance, European Rivers Network und Wetlands International.