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Helma Schimke (16.2.1926 - 7.4.2018) (Im Gedenken an Helma Schimke (1926-2018))

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Helma Schimke (16.2.1926 - 7.4.2018)

Im Gedenken an eine bewundernswerte und sympathische Kletterpionierin

Die Salzburger Bergsteigerin, Kletterin und Architektin Helma Schimke ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb die international gewürdigte Sportpionierin am 7. April 2018 im Alter von 92 Jahren.

"Über allem der Berg"

Interview aus unserem Mitgliedermagazin "Bergauf" Nr. 1/2006, von Judith Weichenberger

2006. Helma Schimke sitzt vor mir mit ihrem junggebliebenen Äußeren und einer tollen Ausstrahlung. Sie ist heute 80 Jahre alt und blickt zurück auf ein langes Bergsteigerleben.

Hier ein knapper Querschnitt aus ihrem Tourenbuch: Untersberg, Tennengebirge, Großglockner, Dachstein Südwand, Göll-Westwand, im Wilden Kaiser Fleischbank-Südostwand, Predigtstuhl-Westwand, Totenkirchl-Westwand, Leuchsturm-Südwand – sowie die Fleischbank-Südostverschneidung und die Maukspitze-Westwand jeweils als erste Damenbegehung.

Seit 2002 gibt es einen Film über das Leben der Salzburger Bergpionierin ("Über allem der Berg" von Annette Mäser). Ihren Mann, Dr. Konrad Schimke, verlor sie 1961 in der Watzmann-Ostwand durch eine Lawine. Zurück blieb sie mit drei kleinen Kindern, psychisch und wirtschaftlich unter hartem Druck arbeitete sie in ihrem Beruf als Architektin. Sie schrieb zwei Bücher: "Auf steilen Wegen" und "Über allem der Berg". Unter Mithilfe ihrer Mutter schaffte sie es, neben Beruf, Haushalt und Kindern sich immer wieder zu einer großen Bergfahrt davonzustehlen.

Helma, hattest du nach dem tragischen Unfall deines Mannes vom Bergsteigen nicht genug?

Ich bin noch oft durch die Watzmann-Ostwand gegangen. Der Berg war wie ein Grabdenkmal. Das Bergsteigen hat mich gestärkt, dort oben fand ich Zuflucht, dort oben war ich frei von allen Sorgen. Konrad – mein Mann – verlor am Berg sein Leben, dort wo er glücklich war. Es wäre irgendwie schlimmer gewesen, wäre er bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Was fasziniert dich an den Bergen?

Die Schönheit, die Stille, die Einsamkeit, die Architektur. Wenn ich gehe, bin ich "weg", ich schalte ab und raste mich aus. Ich schinde mich zwar körperlich, aber der Kopf erholt sich dabei.

Wie bist du zum Bergsteigen gekommen?

Mit fünf Jahren bin ich im Lungau durchgebrannt. Ich wollte wissen, wie es dort oben aussieht. Zum 20. Geburtstag bestieg ich den Untersberg zum 100. Mal. Wenn ich Schule geschwänzt habe, dann ausschließlich wegen der Berge. Schnell kam ich in die richtige "Klettergilde" der damaligen „Extremen“ wie Otto und Fritz Wintersteller, Marcus Schmuck, Rudolf Bardodej, Walter Frauenberger, Ernst Reiß, ...

Du bist Eistouren, Felstouren und Mixed Touren geklettert? Hast du eine Disziplin bevorzugt?

Mich faszinierten vor allem die kombinierten Touren. Ich durchstieg den Peutereygrat bei meiner ersten Fahrt zum Mont Blanc, obwohl die alten Herren vom Österreichischen Alpenklub gemeint hatten, man müsse unter allen Umständen zuerst den Normalweg probieren, ehe man an große berühmte Routen denken durfte.

Ebenso absurd war eigentlich auch ein nächstes Ziel: Die Via Ratti durch die Westwand der Aiguille Noire. Eine 700 Meter hohe Granitwand, damals berühmt-berüchtigt durch ihre überhängende Verschneidung, die zusätzlich mit drei Dachüberhängen "gespickt" war. Der schwere Rucksack, die Hanf-Trittschlingen – viel Kraft war nötig. Knapp unter dem Gipfel biwakierten wir, der wilde Freneygletscher unter uns krachte und donnerte und schwieg erst nach Mitternacht.

Den Aiguille-Noire-Südgrat, eine etwa 1400 Meter hohe Granitkletterei mit mehreren Türmen, erlebte ich mit einem brutalen Wettersturz und einem Schneebiwak in der Gipfelseillänge.

Bei Prachtwetter gelang uns jedoch die damals heiß begehrte Piz-Badile-Nordostwand – Granitplatten edelster Sorte – solche Bilder begleiten einen durchs Leben ...

Als Architektin und mit drei Kindern, blieb dir da genügend Zeit für das Klettertraining vor den großen Touren?

Training, wie man es heute versteht, gab es damals für mich kaum. Aber wir sind in den Südwänden des Untersberges herumgekrabbelt, und das war eigentlich schon Training genug. Es gab keine Seilbahn, keine Abseilpisten, die Zustiege forderten Kraft.

Und Routen wie die Wiesbachhorn-Nordwestwand oder die Pallavicinirinne sehe ich im Nachhinein als exzellente Vorbereitung auf die Mont-Blanc-Touren wie die Brenvaflanke und die Majourroute.

Du bist eine Pionierin des Frauenbergsteigens, was kannst du uns über das Frauenbergsteigen von damals erzählen? Wie siehst du diese Entwicklung heute?

Es gab zu meiner Zeit wenig kletternde Frauen in den Bergen. Ich freue mich über die jetzige Entwicklung, über jede Begegnung leistungsstarker Frauen wie Silvia Metzeltin oder Bärbel Hirschbichler.

Frauen klettern heutzutage immer öfter und immer besser. Ich erkenne aber einen Trend in meinem Freundeskreis, dass Frauen alpine Touren lieber im Nachstieg ihrer Männer klettern. Wie war das bei dir, bist du viele Touren im Vorstieg geklettert?

Ich war zum 5. Mal in der Fleischbank-Ostwand, als ich erstmalig führen durfte. Vielleicht ist's boshaft, zu meinen, dass ich durfte, weil's neblig war... und in der Monte-Rosa-Ostwand mit Marcus Schmuck war's auch eine große Überraschung, als ich beim Ausstieg vom Marinelli-Couloir die Führung übernehmen durfte.

Ein absoluter Glücksfall war für mich die "Frauenseilschaft" mit der Abfahrts-Olympiasiegerin Christl Haas, die leider früh verstorben ist. Wir begingen Routen wie die Christaturm-Südostkante im Wilden Kaiser im Hochwinter oder den Cimone-della-Pala-Nordwestgrat bei winterlichen Verhältnissen. Zu zweit gelang uns auch die Haute Route von Chamonix bis Zermatt und die Skiüberschreitung der Pala-Gruppe von Cimone bis Fiero di Primiero.

Es gibt in Österreich gute Sportkletterer, die Jugend ist begeistert von diesem Sport. Interessierst du dich für das Sportklettern?

Anfänglich stand ich dem Sportklettern skeptisch gegenüber. So ein lauwarmer Griff in einer Halle, nie rutschig, nie vereist, keiner braucht einen schweren Rucksack tragen, niemand spürt die Angst vor einem Wettersturz – das war für mich keine Vorbereitung für Alpinisten.

Es dauerte, bis ich kapierte, dass Sportklettern eine eigenständige Entwicklung darstellt! Eine Sportart, die sich selbst genügt! Und nicht nur das: Auch für den Vollblutalpinisten kann der Griff "zum Griff in der Halle" recht lehrreich sein.

Eisklettern ist wie das Sportklettern eine eigene Disziplin geworden, was denkst du über die heutigen Eiskletterer?

Ines Pappert hat mich einmal besucht. Sie leistet Atemberaubendes. Wir haben ihre Eisäxte und meine alten Pickel verglichen, meinen allerersten Pickel. Und wir haben gelacht. Dann hat sie mir Fotos gezeigt. Beim Anblick der schmutzig-grauen Eisblöcke bei der Weltmeisterschaft in Kirov ist mein Lachen eingefroren. Plötzlich war ich feige und musste mir eingestehen, dass meine Kraft auf so etwas wie "Natur pur" angewiesen ist. Der Natur gilt die Begeisterung, die Sorge, das Wunschdenken, die Sehnsucht und der Dank!

Über Helma Schimke

Helma Schimkezoom

Helma Schimke wurde am 16. Februar 1926 geboren. Sie war verwitwet und mit dem Salzburger Richter Konrad Schimke verheiratet. Aus dieser Ehe stammen eine Tochter und zwei Söhne (mit fünf Enkelkindern). Sie absolvierte ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien (Prof. Clemens Holzmeister) und war danach als freiberufliche Architektin tätig. Darüber hinaus schrieb sie zwei Bücher: "Über allem der Berg" und "Auf steilen Wegen". In den Bergen war Schimke seit ihrem zwölften Lebensjahr unterwegs. Sie war eine der besten Bergsteigerinnen zu ihrer Zeit, ihr Bergfahrtenbuch weist hunderte von Touren und mehrere "Damen-Erstbegehungen" auf. Helma Schimke war Mitglied des Ältesten-Rates in der Sektion Salzburg. Sie ist am 7. April 2018 im Alter von 92 Jahren verstorben.

Helma Schimke im Mori-Klettersteig, 1996zoom
Helma Schimkezoom
Helma Schimkezoom
 

Helma Schimke im Alpenverein

Helma Schimke mit Expeditionsfilmer Norman Dyrenfurth bei der Einweihung des Hermann-Buhl-Platzes in Innsbruck am 3. Juli 2013.zoom
Helma Schimke mit Expeditionsfilmer Norman Dyrenfurth bei der Einweihung des Hermann-Buhl-Platzes in Innsbruck am 3. Juli 2013.
Helma Schimke (2.v.r.) bei der Buchpräsentation von "Erste am Seil" mit Anette Köhler, Karin Steinbach, Lisi Steurer und Caroline Fink am 18. September 2013 im Alpenverein-Museum.zoom
Helma Schimke (2.v.r.) bei der Buchpräsentation von "Erste am Seil" mit Anette Köhler, Karin Steinbach, Lisi Steurer und Caroline Fink am 18. September 2013 im Alpenverein-Museum.
Helma Schimke bei ihrem ersten Seilquergang in der Fleischbank-Ostwand im Wilden Kaiser – in den 50er Jahren. Aus "Auf steilen Wegen. Aus dem Bergfahrtenbuch einer Frau", Verlag das Bergland-Buch, Salzburg/Stuttgart 1961.zoom
Helma Schimke bei ihrem ersten Seilquergang in der Fleischbank-Ostwand im Wilden Kaiser – in den 50er Jahren. Aus "Auf steilen Wegen. Aus dem Bergfahrtenbuch einer Frau", Verlag das Bergland-Buch, Salzburg/Stuttgart 1961.
 

"So durfte ich manchmal führen, wenn es neblig war, damit man es nicht sah."

"Für uns Frauen ist nicht der Berg selbst das Schwierige, sondern was sich um ihn herum baut und sich gegen uns stellt. Niemand kann uns helfen, diese Widerstände zu überwinden. Im Letzten sind wir immer allein. Doch war das zu meiner Zeit noch schlimmer als heute …
Wichtig ist ja nur das eine: Das zu leben, was man ist."

Helma Schimke, Pionierin des Frauenbergsteigens.

 
 
 
 

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